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Das gerichtliche Mahnverfahren

Ein Leitfaden zu Ablauf, Kosten und strategischer Bedeutung des Mahn- und Vollstreckungsbescheids.

Wann ist das Mahnverfahren die richtige Wahl?


Das Mahnverfahren (§§ 688 ff. ZPO) ist als schnelles und kosteneffizientes Instrument konzipiert, um unbestrittene Geldforderungen rechtskräftig feststellen zu lassen (Titulierung). Es eignet sich ideal für Fälle, in denen Sie nicht mit einem ernsthaften inhaltlichen Widerspruch des Schuldners rechnen, beispielsweise bei unbezahlten Rechnungen.

Vorteile
  • Geschwindigkeit: Schneller Titel ohne mündliche Verhandlung.
  • Kosten: Deutlich geringere Gerichts- und Anwaltsgebühren.
  • Einfachheit: Stark formalisiertes, maschinelles Verfahren.
  • Verjährungshemmung: Stoppt die Verjährung bereits mit Antragstellung.
Nachteile & Ausschlussgründe
  • Zeitverlust bei Widerspruch: Das Verfahren geht in eine normale Klage über.
  • Unzulässig bei unbekanntem Aufenthalt des Schuldners.
  • Unzulässig, wenn die Forderung von einer Gegenleistung abhängt.

Ablauf des Mahnverfahrens: Schritt für Schritt


Der Ablauf ist streng schematisiert und durch feste Fristen strukturiert.

  • 1. Antrag auf Erlass des Mahnbescheids

    Der Gläubiger (bzw. sein Anwalt) stellt einen elektronischen Antrag beim zentralen Mahngericht.

  • 2. Erlass und Zustellung des Mahnbescheids

    Das Gericht prüft nur die Formalien und stellt den Bescheid dem Schuldner zu.

  • 3. Reaktion des Schuldners (Frist: 2 Wochen)

    Der Schuldner kann zahlen, nichts tun oder Widerspruch einlegen (ohne Begründung).

  • 4. Antrag auf Erlass des Vollstreckungsbescheids

    Reagiert der Schuldner nicht, kann der Gläubiger den Vollstreckungsbescheid beantragen.

  • 5. Rechtskraft und Zwangsvollstreckung

    Legt der Schuldner gegen den Vollstreckungsbescheid nicht binnen 2 Wochen Einspruch ein, wird dieser rechtskräftig und es kann vollstreckt werden.

Kostenanalyse: Mahnverfahren vs. Klageverfahren


Der Kostenvorteil ist erheblich. Die genauen Beträge werden den gesetzlichen Gebührentabellen entnommen. Für das Mahnverfahren fällt nur eine 0,5-fache Gerichtsgebühr (Nr. 1100 KV GKG) an, im Klageverfahren hingegen eine 3,0-fache Gebühr. Auch die Anwaltsgebühren sind geringer.

Kostenvergleich bei 5.000 € Streitwert

Gerichtskosten:

Mahnverfahren: 85,25 € (0,5 Gebühr) vs. Klageverfahren: 511,50 € (3,0 Gebühr)

Anwaltskosten (eigene):

Mahnverfahren: ca. 531,75 € (1,0 VG + 0,5 VG) vs. Klageverfahren: ca. 886,25 € (1,3 VG + 1,2 TG)

Kosten für Ihr Mahnverfahren berechnen?

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RVG-Abrechnung im Detail


Die Gebühren für das Mahnverfahren sind in Teil 3, Abschnitt 3, Unterabschnitt 2 des Vergütungsverzeichnisses (VV) zum RVG geregelt:

  • Nr. 3305 VV RVG:

    Für den Antrag auf Erlass des Mahnbescheids erhält der Anwalt des Antragstellers eine 1,0-Verfahrensgebühr.

  • Nr. 3308 VV RVG:

    Für den Antrag auf Erlass des Vollstreckungsbescheids fällt eine weitere 0,5-Verfahrensgebühr an.

  • Nr. 3307 VV RVG:

    Der Anwalt des Antragsgegners erhält für seine Tätigkeit (z.B. Widerspruch) eine 0,5-Verfahrensgebühr.

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