Home > Blog > Vom Azubi zur Büroleitung – Was ich in fünf Jahren Kanzleialltag gelernt habe

Vom Azubi zur Büroleitung – Was ich in fünf Jahren Kanzleialltag gelernt habe

Vom Azubi zur Büroleitung – Was ich in fünf Jahren Kanzleialltag gelernt habe

Eryk Bortnik

Eryk Bortnik

5 Min. Lesezeit

Eryk erzählt von fünf Jahren Kanzleialltag: Ausbildung, Büroleitung und Verantwortung. Persönlicher Bericht mit Tipps für Berufsstarter & Kanzlei-Interessierte.

Ein persönlicher Rückblick mit Blick nach vorn
Fünf Jahre – das klingt vielleicht nicht nach einer Ewigkeit. Aber wenn ich heute zurückblicke, fühlt es sich fast wie ein ganzes Berufsleben an. Nicht, weil ich schon alles gesehen habe – sondern weil ich so viel lernen durfte. Über den Beruf. Über den Umgang mit Menschen. Und auch über mich selbst.

Ich heiße Eryk, bin 22 Jahre alt und arbeite als Büroleiter in einer Münchner Allgemeinkanzlei. Ich habe mit 17 meine Ausbildung zum Rechtsanwaltsfachangestellten begonnen – und bin jetzt auf dem Weg zum Rechtsfachwirt. Es ist viel passiert in kurzer Zeit. Und ich möchte diese Zeilen nutzen, um anderen etwas mitzugeben: vor allem denen, die noch am Anfang stehen oder überlegen, ob sie in diese Branche gehören.

Fünf Jahre im Beruf – und jede Menge fürs Leben mitgenommen
Als ich in die Ausbildung gestartet bin, war mir nicht ganz klar, was mich erwartet. Klar, ich wusste, dass es um Recht, Fristen, Mandanten und Gerichte geht – aber was dahintersteckt, habe ich erst mit der Zeit verstanden.

Die Arbeit in der Kanzlei ist viel mehr als nur Papier und Paragrafen. Es geht um Menschen. Um Situationen, in denen sie Hilfe brauchen. Und um die Frage, wie wir als Team dafür sorgen können, dass sie sich gut aufgehoben fühlen – egal ob im Familienrecht, im Erbrecht oder bei zivilrechtlichen Fragen.

Was mich von Anfang an beeindruckt hat: wie viel Vertrauen mir entgegengebracht wurde. Ich durfte früh Verantwortung übernehmen, wurde ernst genommen – und hatte immer Kolleginnen und Kollegen um mich herum, von denen ich lernen konnte.

Von der Ausbildung in die Büroleitung – ein Weg mit vielen Chancen
Während meiner Ausbildungszeit und besonders in den darauffolgenden Monaten kam viel zusammen: Wir hatten zeitweise weniger Personal und mussten uns neu organisieren. Das war herausfordernd – aber auch eine große Chance.

Ich habe in dieser Zeit viel Eigenverantwortung übernommen, Abläufe mitentwickelt und dabei gemerkt: Ich will nicht nur mitarbeiten – ich will mitgestalten.

Heute bin ich als Büroleiter für viele organisatorische und fachliche Abläufe mitverantwortlich. Ich begleite unsere neuen Kolleginnen und Kollegen, unterstütze unsere Anwälte, halte die Kanzlei im Tagesgeschäft mit am Laufen – und stehe im engen Austausch mit unseren Mandanten.

Das alles wäre nicht möglich gewesen ohne ein Team, das auf Augenhöhe zusammenarbeitet. Unsere Kanzlei lebt von Vertrauen, klarer Kommunikation und einer gemeinsamen Haltung: Wir sind für unsere Mandanten da. Und wir stehen füreinander ein.

Arbeiten mit Sinn – und warum das „Warum“ entscheidend ist
Ich habe in den letzten Jahren immer stärker gemerkt, dass ich etwas tun will, das für mich Sinn ergibt. Etwas, das ich nicht einfach nur „abarbeite“. In der Kanzlei finde ich genau das: Ich kann Menschen in schwierigen Situationen unterstützen – und gleichzeitig Prozesse strukturieren, mich weiterentwickeln und meine Stärken einbringen.

Besonders bei Themen wie der Zwangsvollstreckung, im Familienrecht oder im Mietrecht geht es oft um mehr als nur um Fakten. Es geht um Existenzen. Um Emotionen. Um klare Lösungen in komplexen Lagen. Und wenn ich dann sehe, dass jemand durch unsere Unterstützung ein Stück weiterkommt – dann weiß ich, warum ich das mache.

Was ich jungen Menschen mitgeben will: Mach das, was dir liegt – und bleib dran
Ich bin kein Überflieger, ich war nie der Lauteste oder der Beste in allem. Aber ich war immer bereit, Verantwortung zu übernehmen und mit Herz bei der Sache zu sein. Ich glaube, genau das macht am Ende den Unterschied.

Wenn ich mit jungen Menschen spreche – sei es auf Veranstaltungen, in Gesprächen oder auch über Social Media – dann versuche ich klarzumachen:

Such dir etwas, das dir liegt. Etwas, das du auch dann machen würdest, wenn es mal anstrengend wird. Und gib dir Zeit, da hineinzuwachsen.

Ich habe am Anfang meiner Ausbildung nicht gewusst, wo ich heute stehen werde. Aber ich habe Schritt für Schritt gemerkt: Wenn man offen bleibt, ehrlich arbeitet und sich weiterentwickeln will – dann kommt man weiter, als man denkt.

Warum ich den Rechtsfachwirt mache – und wie’s weitergeht
Ich habe Anfang dieses Jahres mit der Weiterbildung zum geprüften Rechtsfachwirt begonnen. Nicht, weil ich „mehr“ sein will – sondern weil ich noch tiefer verstehen möchte, wie Kanzleien funktionieren und was es braucht, um sie zukunftsfähig zu führen. Ich will mein Wissen vertiefen und gleichzeitig praxisnah bleiben.

Ich glaube, es ist wichtig, dass wir uns in unserem Beruf regelmäßig weiterbilden – fachlich und menschlich. Dass wir mit der Zeit gehen, offen bleiben, uns austauschen. Die Kanzleiwelt verändert sich – und ich möchte ein Teil dieser Veränderung sein.

Fazit: Dranbleiben lohnt sich – besonders, wenn man das Richtige gefunden hat
Ich bin dankbar für alles, was ich bisher lernen durfte – für die Ausbildung, das Vertrauen, das Miteinander im Team und die Möglichkeiten, mich einzubringen.

Und ich bin überzeugt: Wenn man sich für etwas entscheidet, das man wirklich gerne macht, dann zahlt sich der Einsatz immer aus – nicht nur beruflich, sondern auch persönlich.

Ich wünsche jedem, der gerade seinen Weg sucht, den Mut, seinen eigenen Rhythmus zu finden. Und die Geduld, sich nicht zu vergleichen, sondern sich auf das zu konzentrieren, was man selbst mitbringt.

Denn am Ende geht es nicht darum, wie schnell man etwas erreicht – sondern wie echt es sich anfühlt, wenn man da ankommt, wo man hingehört.

Artikel teilen


Eryk Bortnik

Eryk Bortnik

Rechtsexperte und Autor bei Gebühren-Portal. Spezialisiert auf Rechtsanwaltsvergütung, Prozesskosten und juristische Fristen.